Geschichte erleben mit Kindern: Oppenheimer Kellerlabyrinth

Gebaut, vergessen und wiederentdeckt – hinter der beliebten Touristenattraktion verbirgt sich eine unglaubliche Geschichte. Eine Geschichte, die wahrscheinlich bis ins 13 Jahrhundert zurückreicht.

Entstehungsgeschichte Kellerlabyrinth

Unter der kleinen rheinhessischen Stadt befindet sich ein Labyrinth über eine Fläche von etwa 40.000 000 Quadratmetern (fast 40 Kilometer) und bestehend aus einem mehrstöckigem, komplexen Netzwerk von Gängen, Kellern und Gewölben. Trotz dieser imposanten Länge wurde das Labyrinth über Jahrhunderte schlichtweg vergessen und durch die Polizei unfreiwillig wiederentdeckt. Die kuriose Geschichte im Detail erfährst du hier.

oppenheim stadt Panorama. Oppenheim Vogelperspektive. Blick vom Turm der Katharinenkirche aus.

Weshalb bauten die Oppenheimer eine Stadt unter der Stadt?

Die Geschichte des Kellerlabyrinths beginnt 1226 als die rheinhessische Stadt Oppenheim aufgrund ihrer strategischen Lage den Status einer Reichsstadt erhielt. In Oppenheim kreuzten sich damals die Rheinhandelswege nach Süden, zum Beispiel nach Speyer und Straßburg, sowie nach Norden, nach Frankfurt und Köln, mit Querstraßen bis nach Paris im Westen und Prag im Osten. Die Stadt war strategisch somit sehr gut gelegen, Händler konnten die Wege nicht passieren, ohne an Oppenheim vorbeizukommen. Und genau deshalb erhielt die Stadt das sogenannte „Stapelrecht“. Mit diesem Recht konnten Städte wie Oppenheim von durchreisenden Kaufleuten verlangen, ihre Waren für eine bestimmte Zeit auf einem festgelegten Platz abzuladen, zu lagern und zum Verkauf anzubieten.

Historische Informationen über das Kellerlabyrinth. Infotafel

Unterschiedliche Stadtbilder

Die Stadt am Rhein wurde im Pfälzischen Erbfolgekrieg im Jahr 1689 vollständig zerstört. Beim Wiederaufbau entschied man sich bewusst gegen den alten Bebauungsplan. Die Häuser und Straßen der Stadt wurden daher anders angelegt als von den Kellern vorgegeben. Dies erklärt auch den Kontrast zwischen den verwinkelten Kellern und dem darüber liegenden Stadtbild.

Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet das Labyrinthsystem endgültig in Vergessenheit, und die obersten Keller wurden zunehmend mit Müll und Schutt verfüllt. Obwohl einzelne Gewölbe als Keller, Müllhalde oder Luftschutzbunker genutzt wurden, war vielen nicht mehr klar, wie umfangreich das Kellerlabyrinth tatsächlich war.

Gang: Oppenheimer Kellerlaybrinth

Wann wurde das Kellerlabyrinth wiederentdeckt?

Das Kellerlabyrinth geriet lange Zeit in Vergessenheit, bis es erst am 04. 11. 1986 wiederentdeckt wurde. Doch was heißt wiederentdeckt? :-) Es ist quasi selbst aus der Versenkung herausgetreten.

Öffentlichkeitswirksam brach 1983 plötzlich ein Polizei-Streifenwagen in ein Krater in der Pilgersberggasse ein. Später fand man heraus, dass die fehlende Belüftung und das Eindringen von Wasser zu diesen Einbrüchen geführt haben. Das war der Tag, an dem das Kellerlabyrinth wieder ins Bewusstsein der Oppenheimer drang – zum Glück, muss man sagen:
Hier findest du einen umfassenden SWR4-Bericht über diesen wohl unvergesslichen Tag.

Heute: Touristische Attraktion in Rheinhessen

Es waren umfangreiche Sanierungsmaßnahmen erforderlich, bei denen mehr als 15 Millionen Euro in die Standsicherheit investiert wurden. Erst im Jahr 2012 öffnete der damalige Stadtbürgermeister Marcus Held das heutige Kellerlabyrinth für die Öffentlichkeit. Diesen Meilenstein dokumentierte die AZ in einem Videobericht, in dem Marcus Held und Dr. Michael Thomä, der leitende Ingenieurgeologe, die Keller präsentierten.

Nachweise und Quellen

Bildquellen: Wikipedia

Joachim Specht

Reneman

Das Kellerlabyrinth heute

Heute ist das Oppenheimer Kellerlabyrinth eine bedeutende touristische Attraktion, auch wenn nur etwa 1 Prozent des gesamten Kellersystems unter der Altstadt freigegeben wurden (viele der Gänge sind auf privatem Grund und werden noch genutzt). Besucher haben im öffentlichen Teil die Möglichkeit, an geführten einstündigen Touren teilzunehmen und insgesamt 450 Meter historischer Gänge zu erkunden, um mehr über die Geschichte und die Bedeutung dieser unterirdischen Welt zu erfahren.

Mein persönlichr Tipp: Ende Oktober bietet die Stadt spezielle Halloween-Veranstaltungen, in denen sich auch die ganz Kleinen im Labyrinth gruseln können (keine Angst, es ist wirklich kindgerecht – meine Kids waren schon mit drei Jahren begeistert dabei 😉).

Das Kellerlabyrinth wird auch für kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Ausstellungen und Theateraufführungen genutzt. Wenn du Interesse hast, dann schau mal in den Veranstaltungskalender der Stadt Oppenheim. Hier kannst du die Führung bequem online buchen.

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